15. Februar
1898, 7.30 Uhr: Antonio Clemente wird im Stadtbezirk Sanità in der
Hausnummer 109 (einige Quellen berichten auch von der Nummer 107) der Via
Santa Maria Antesaecula in Neapel geboren, als Sohn der ledigen
Anna
Clemente und - der Legende nach, die auch Totò selbst nährte - von
Giuseppe
de Curtis, Sohn des mittellosen Marquis de Curtis, der sich stets gegen die
Ehe des adligen Sohnes und der schönen Bürgerlichen stellte. Quicklebendig wächst Antonio in
den Gassen Neapels auf, die er der Schule weitestgehend vorzieht.
Nachdem er
die Grundschule beendet hat, wird er auf ein Internat geschickt, erreicht
aber nicht einmal den Gymnasialabschluss.
Hier
passiert es auch, dass ihm ein Lehrer beim scherzhaften Boxen die
Nasenscheidewand bricht, woraufhin seine Nase schief bleibt. Antonio beginnt
kleine Arbeiten anzunehmen und interessiert sich für das Theater, wenn auch
zunächst als einfacher Betrachter.
Einige
komische Persönlichkeiten faszinieren und berühren ihn, woraufhin er sie
fabelhaft zu imitieren beginnt.
In den Jahren 1913/14 debütiert Antonio in
einem der zahlreichen kleinen neapolitanischen Theater unter dem Pseudonym,
Clerment“.
Der Krieg
bricht aus, er zieht aus freien Stücken mit; doch dann packt ihn die Angst
und er täuscht einen Herzanfall vor. So gelingt es ihm, nicht direkt an der
Front eingesetzt zu werden. Dennoch erfährt er gleichermaßen die Härte und
den Stumpfsinn des Kasernenlebens.
Nach Kriegsende kehrt Antonio zum Theater
zurück. Er schließt sich mit Leuten wie Eduardo und Peppino de Filippo und
Cesare Bixio zusammen – interessant erscheint ihm jeder, der Prosa macht,
Musik komponiert oder sich dem Varieté verschreibt. Antonio hat seinen Weg
gefunden und erlangt zum ersten Mal einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Der Zufall
will es, dass sein Vater Giuseppe sich als Theateragent selbstständig macht
und sich so der finanziellen Abhängigkeit von der Familie entledigt.
Nunmehr auf eigenen Beinen, kann sich der Vater auch Antonio De Curtis‘
Mutter Anna wieder annähern. Als 1921 schließlich der alte Marquis de Curtis
stirbt, heiraten die beiden.
Aus Antonio wird Antonio de Curtis (allerdings
wird die offizielle Anerkennung der Vaterschaft erst im Jahre 1928 vollzogen).
Dies ist eine „romantische Version“ von Totòs Herkunft, die seine erste Frau
Diana Rogliani mehrfach bestritten
hat.
Anna und
Giuseppe ziehen mit Antonio nach Rom. Ihr Leben nimmt dort eine radikale
Wende. Antonio De Curtis arbeitet an mehreren kleinen römischen Theatern und
landet schließlich bei Jovinelli.
Bald schon wird er zu einem Star und
beginnt in ganz Italien auf Tournee zu gehen. Die Jahre der Armut gehören
definitiv der Vergangenheit an.
Seine
Persönlichkeit ist nun gefestigt: er ist die gelenkige Marionette mit
Melone, mit einem nie richtig sitzenden Tight, mit niedrigen Schuhen und
farbigen Socken, die er sein Leben lang verkörpern wird.
Totò ist
verrückt nach den Frauen und die Frauen sind verrückt nach ihm.
Berühmt
berüchtigt ist das Sofa, das er sich für eventuellen Besuch ins Zimmer
stellen lässt. Dann lernt er Liliana Castagnola kennen, eine bekannte
Sängerin in der Tradition des Café-Chantant, die ein melancholisches und
tragisches
Schicksal birgt. Liliana, eine bezaubernd Person, verliebt sich unaufhaltsam
in Totò.
Sie schlägt
ihm vor, gemeinsam ein Ensemble zu gründen. Doch Totò lehnt ab – woraufhin
sie am 3. März 1931 Selbstmord begeht.
Von Schuldgefühlen übermannt lässt Totò Liliana im Familiengrab der de
Curtis‘ begraben. Einige Jahre später wird er den Namen der Geliebten seiner
Tochter geben.
Wenige Monate nach dem Tod der
Castagnola lernt Totò in Florenz die 16-jährige Florentinerin Diana Bandini
Lucchesini Rogliani kennen, als diese eines seiner Theaterstücke besucht.
Sie findet Totò alles andere als hässlich, viel mehr „komisch,
zusammengesetzt in einer ungewöhnlichen Weise“.
Diana verliebt sich in ihn
und flieht von zu Hause, um Totò nachzureisen. Beide sind glücklich
miteinander, bekommen 1933 ein Kind und heiraten 1935.
Doch dann bricht bei Totò eine
pathologische Eifersucht aus, die ihn dazu bringt, in Ungarn die Heirat zu
annullieren (in Italien wird dies 1940 bestätigt .
Trotzdem bleibt die Familie bis
in die 50er Jahre vereint. In der Theatersaison 1932/33 gründet Totò eine
eigenes Ensemble; nun beginnen seine goldenen Jahre des Varietés.
Die
Leute lieben ihn und es schätzen ihn sogar die Kritiker und
Intellektuellen. Die aufblühende Filmindustrie reißt sich um ihn: 1937
spielt Totò in „Fermo con le mani“ („Halt die Hände still“), dem folgt
zwei Jahre später „Animali pazzi“ („Verrückte Tiere“).
Doch
seltsamerweise haben diese Filme keinen großen Erfolg, während Totòs
Revuen Kassenschlager sind.
Im Jahre 1947 allerdings erlebt Totò mit „I
due orfanelli“ („Die zwei Waisenkinder“) auch im Film den Durchbruch.
Man kann sagen, dasshier der zweite Teil seines beruflichen Lebens beginnt: Er wird zum
Protagonisten von fast 100 Filmen und verlässt das Theater für immer.
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Totò lebt
stets mit dem Komplex, ein Niemandssohn zu sein. Ebenso mit dem
unaufhörlichen Verlangen nach adligem Blut. Die Ungewissheit seiner
Abstammung von Giuseppe De Curtis ist bereits erwähnt worden - vielleicht
wird sie auch im Nachhinein gänzlich von Totò erfunden (wie Diana Roglianiberichtet).
Bereits im Jahr 1933 hatte der Marquis Francesco Maria Gagliardi
Focas ihn adoptiert, und ihm im Tausch gegen eine Leibrente seinen Namen
gegeben. Im Falle seines Todes würde Totò sich mit den lang ersehnten
heraldischen Titeln des Marquis rühmen können.
Diese
Errungenschaft erlangt der Schauspieler allerdings erst nach einem
langjährigen, hartnäckig vorangetriebenen juristischen Kampf. Ab dem Jahr
1945 erhält Totò endlich das Recht, diesen Namen zu tragen: Antonio Griffo
Focas Flavio Angelo, Ducas Comneno Porfirogenito Gagliardi De Curtis di
Bisanzio, Altezza Imperiale, Conte Palatino, Cavaliere del Sacro Romano
Impero, esarca di Ravenna, duca di Macedonia e Illiria, principe di
Costantinopoli, di Cicilia, di Tessaglia, di Ponto, di Moldavia, di Dardania,
del Peloponneso, conte di Cipro e di Epiro, conte e duca di Drivasto e di
Duraz.
Die 50er
Jahre sind für Totò äußerst erfolgreich und voller Preise (so wird ihm das
silberne Band für „Guardie e ladri“, „Gendarme und Diebe“ verliehen). Er
selbst spricht im Hinblick auf diese Zeit indes vom doppelten Dolchstoß:
Einen
seitens seiner Exfrau, die erneut heiratet; den anderen von Liliana, die
sich mit Gianni Buffardi vermählt - dem Stiefsohn des Regisseurs Carlo
Ludovico Bragalia, einem Mann, der Totò nicht gefällt (trotz der Tatsache,
dass dieser Totò zwei Enkel schenken und für einige Filme sein Produzent
werden sollte, hat Totò die richtige Vorahnung: die Ehe hält nur sehr kurze
Zeit).
Aber wie meistens im Leben des
Schauspielers folgt der Verwundung eine glückliche Zeit.
1952 lernt
er Franca Faldini, wieder ein blutjunges, 21-jähriges Mädchen, kennen, in
die er sich verliebt. Die beiden verloben sich, heiraten aber nicht - und
werden unzertrennlich. Der Vorhang fällt in Totòs Leben am 15. April 1967 in
seinem Haus in Rom, gegen halb vier Uhr in der Früh, also zu der Zeit, zu
der er normalerweise schlafen zu gehen pflegt.
Am 17. April
um 11.20 Uhr wird Totò in die Kirche Sant‘Eugenio in der Viale Belle Arti
gebracht. Aufgebahrt mit eben der Melone, mit welcher er debütierte, und
einer roten Nelke.
Die
Zeremonie beschränkt sich auf eine einfache Segensandacht - es gibt Probleme
mit den geistlichen Obrigkeiten, da er nicht mit Frau Faldini verheiratet
ist.
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Einige Bilder
von der Beerdigung von Totò
In der Basilika del Carmine
Maggiore (Neapel) und wartete auf ihn über
dreitausend hunderttausend andere standen in
den riesigen Platz. Ein
langer Applaus letzten Toto, dann der Klang
der Glocken. |
Totò hat stets den Wunsch nach
einer sehr einfachen Beerdigung zum Ausdruck gebracht. Um 16.30 Uhr erreicht
der Wagen mit Totòs Leiche Neapel, wo er ab der Autobahnausfahrt bis hin zur
Basilica del Carmine von einer Menschenflut begleitet wird.
Seine letzte
Ruhe findet Totò in der Kapelle De Curtis al Pianto auf dem Friedhof, der
sich auf den Anhöhen Neapels befindet.
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Bilder von
der Kapelle auf dem Friedhof von S. De Curtis Maria
Del Cry (Poggioreale) in Neapel, wo Totò begraben.
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